Himmlische Aussichten

Ein Projekt im Naturpark Sölktäler

An einem der dunkelsten Orte dieser Erde kann man sich der Finsternis hingeben und beim Blick in den Sternenhimmel Zeit und Raum vergessen. Wie ein neues Projekt in der Sölk die Sinne verzaubert und warum es immer wichtiger wird, Naturoasen wie diese vor Lichtverschmutzung zu schützen. In diesem Blog erfährst Du mehr über dieses Projekt und wo Du Sternenplätze besuchen kannst: 

Ein Glitzern. Ein Funkeln. Klitzeklein. Und tausendfach.

Die Rede ist von Sternen und dem Himmelszelt. Ihr Mythos ist vermutlich so alt wie sie selbst. Denn beim Blick nach oben wird der Himmel für viele zur Zeitmaschine. Wie ein mystischer Tanz auf einer großen schwarzen Bühne. Im Nichts. Im großen Ganzen. Dort wo die Unendlichkeit zu Hause ist. Ein Ort aus finsterem Nebel. Sagenumwoben. Geheimnisvoll. Wo Gaia und Uranos geboren wurden und die Geschichte des Universums begann. Und Menschen mit ihrer ungeheuren Einbildungskraft ihre ältesten Kunstwerke kreierten, um daraus ganze Kulturen zu entwickeln. Seit kurzem nimmt auch die Sölk ihre Besucher mit auf eine Zeitreise: Der geplante Sternenpark lädt ein, Zeit und Raum für einen Moment lang zu vergessen und sich der Dunkelheit hinzugeben.

Sterne im Naturpark Sölktäler | © Zoltán Kolláth

Die Macht der Nacht

Natur und Nacht gehören zusammen. Seit jeher übte das Himmelszelt eine große Faszination auf den Menschen aus. In Höhlenmalereien versuchte man, sich Orientierungshilfen zu schaffen. Die Planeten galten in vielen Kulturen als Götter und Wegweiser. Aus der Beobachtung dieser Objekte und Perioden entstanden Kalendersysteme, Jahreszeiten und Richtwerte. Zum Beispiel haben auch Zugvögel Orientierungspunkte am Himmel, und Robben orientieren sich am Magnetfeld der Erde. Natur und Nacht stehen also in unmittelbarer Verbindung. Und genauso haben Nacht und Sternenhimmel einen starken Einfluss auf den Menschen.

Man muss wissen, dass 60% der Lebewesen der Erde nachtaktiv sind. Der Tag- und Nachtrhythmus war also auch ein wesentlicher Faktor in der Evolutionsgeschichte des Menschen“, erklärt Astrophysiker Stefan Wallner. Er ist im deutschsprachigen Raum der führende Experte in Sachen Lichtverschmutzung und begleitet den Naturpark Sölktäler bei der Zertifizierung zum Sternenpark. Für ihn ist klar, dass nicht jeder Ort dieser Erde dazu prädestiniert ist, denn die Lichtverschmutzung wird global betrachtet immer schlimmer. Einerseits gibt es gerade in Ballungsräumen zu viel Licht – und zwar oft die ganze Nacht über. Das zeigen Satellitenaufnahmen in Form von riesigen Lichtkuppeln über stark beleuchteten Städten. Andererseits führen Streulicht oder schädliche Farbe zu Lichtverschmutzung.

"Wer nachts die Sterne betrachtet, wird das Funkeln der eigenen Augen entdecken."

„Der Sternenhimmel ist vielerorts nicht mehr sichtbar. Schwerstbetroffen von dieser Problematik sind nicht nur Tiere und Pflanzen, sondern auch wir Menschen. Selbst wenn das Bewusstsein wächst, ist die Lichtverschmutzung ein unterschätztes Problem“, ergänzt der Wissenschaftler und stützt sich auf Studien, die zeigen, dass speziell blaues Licht die Melatoninausschüttung unterdrückt. Das fehlende Schlafhormon macht sich in Form von Schlafstörungen, Stoffwechselerkrankungen, Müdigkeit und vielen weiteren körperlichen Beschwerden sichtbar. Was dagegen hilft? Eine halbe Stunde vor dem Schlafengehen kein helleres Licht als jenes einer Kerze zu konsumieren. Und: Die Lichtverschmutzung reduzieren!

„Ein riesiges Unterfangen angesichts der Tatsache, dass 83% der Erdbevölkerung unter einem lichtverschmutzten Himmel lebt.“, so Wallner. Unter den gesegneten 17% der Bevölkerung ohne Lichtverschmutzung sind die Bewohner der Sölk. „Einer der finstersten Orte der Welt“, freut sich Gabriele Trinker, Geschäftsführerin des Naturparks Sölktäler, über das Sternenprojekt, das von der LEADER-Region Ennstal-Ausseerland unterstützt wird. Weitere Finanzierungspartner neben den LEADER-Mitteln von EU, Bund und Land Steiermark sind das RML Regionalmanagement Bezirk Liezen mit Mitteln aus dem Regionalressort des Landes Steiermark, der Tourismusverband Schladming-Dachstein und die Steiermärkische Sparkasse.

Nachthimmel mit Sölkstub´n | © Zoltán Kolláth
Startrails bei Hansenalm | © Zoltán Kolláth
Milchstraße bei Mößna | © Zoltán Kolláth

Auf dem Weg zu den Sternen:

„Nachdem viele Wissenschaftler immer wieder in die Sölk gefahren sind, um Messungen zu machen, sind wir mit dem Thema in Berührung gekommen und streben nun die Zertifizierung zum internationalen Sternenpark über die Organisation DarkSky International an. Damit wollen wir den Himmel über der Sölk vor Lichtverschmutzung schützen, Bewusstsein in der Bevölkerung schaffen und einen Beitrag zur Besucherlenkung im Sinne des Ökotourismus leisten“, betont Gabriele Trinker. Zusätzlich zu den zwei Plätzen in der Sölk selbst gibt es an vier Standorten in den angrenzenden Gemeinden eigene Sternenplätze mit speziellen astronomischen Karten. An diesen ausgesuchten Plätzen kannst Du den Sternenhimmel beobachten, dich über verschiedene Themen informieren sowie drehbare Sternenkarten aktivieren. Alle Sternenfreunde dürfen sich über eine biologische Ausrichtung, astronomische Infos sowie eine geschichtliche Aufarbeitung und über Details rund um die Lichtverschmutzung freuen.

Sternenplätze in der Region:

In der Region Schladming-Dachstein wird die Nacht zum Erlebnis: An sechs einzigartigen Sternenplätzen tauchst Du ein in die faszinierende Welt über unseren Köpfen – von den leuchtenden Planeten unseres Sonnensystems bis hin zu weit entfernten Galaxien, die Millionen Lichtjahre entfernt sind.
 
Noch besser ist es natürlich, sich vor Ort ein Bild zu machen, die Sternenplätze aufzusuchen oder an den unterschiedlichen Events wie zum Beispiel der „Earth Night“ am 19. September 2025 oder der "Himmelnsnachtbesichtigung" am 04. Dezember 2025 teilzunehmen.  Nähere Infos findest Du hier: 

Schladming - Dachstein