Greifbare Freiheit

Die Leidenschaft des staatlich geprüften Berg- und Schiführer Michael Perhab

Als staatlich geprüfter Berg- und Schiführer bringt Michael Perhab regelmäßig Gäste auf die Gipfel und durch die Wände der Region. Auch privat klettert er für sein Leben gerne und schreckt selbst vor den großen alpinistischen Herausforderungen der Region nicht zurück. Mehr über Michael erfährst Du in unserem Blog:

Kletterer in der Wand von oben fotografiert | © René Eduard Perhab

Am liebsten würde Michael Perhab jede freie Minute am Berg verbringen. Eine glückliche Fügung, dass ihm das durch seinen Beruf als staatlich geprüfter Berg- und Schiführer bereits sehr gut gelingt. Vor allem das Sportklettern hat es dem jungen Ramsauer angetan. Griffiger Fels, ein gewaltiger Überhang und darunter: Hunderte Meter Abgrund. Hier ist er in seinem Element.

Die Liebe zum Klettern wurde dem 27-jährigen quasi in die Wiege gelegt. Sein Vater, ebenfalls ein Ramsauer Bergführer, nahm Michael schon als kleines Kind regelmäßig zu Touren in den Bergen der Region Schladming-Dachstein mit. Bei einem Kletterurlaub auf Mallorca war es endgültig um den damals Dreizehnjährigen geschehen: „Dort habe ich zum ersten Mal die Freiheit beim Klettern gespürt“, erinnert sich Michael zurück.

Der Startschuss für Michaels Kletterkarriere war gefallen. Kaum aus dem Urlaub zurückgekommen, beginnt er damit, gezielt zu trainieren, um die nächsthöheren Schwierigkeitsgrade zu meistern. „Gerade in den Anfangsjahren wollte ich immer auf das Niveau meines Vaters kommen“, sagt Michael. Mit den Jahren gelingt ihm das zunehmend. Die Touren werden immer alpiner. Auch bei der Bergrettung engagiert er sich. Schließlich tritt Michael noch an anderer Stelle in die Fußstapfen seines Vaters: 2020 beginnt er eine dreijährige Ausbildung, um selbst ein Bergführer zu werden.

Seit dem erfolgreichen Abschluss seiner Bergführerausbildung hat Michael bereits dutzende Gäste auf Berg- und Klettertouren begleitet. Dabei ist er im ganzen Alpenraum unterwegs. Trotzdem zieht es den Ramsauer immer wieder zurück in seine Heimat. „Man kommt heim und weiß, warum man heimkommt. Weil dir die anderen Berge dieses Gefühl einfach nicht geben können.“

Mit 33 Klettersteigen, mehr als 1000 alpinen Kletterrouten und hunderten Sportkletter-Routen gibt es in der Region auch reichlich Auswahl. „Viele wissen nicht, dass Schladming-Dachstein in Österreich eine der besten Regionen zum Klettern ist“, sagt Michael. Das Angebot reicht dabei von einfachen Klettersteigen für Einsteiger bis hin zu hochalpinen Kletterrouten, die selbst erfahrene Kletterer vor Herausforderungen stellen.

Laut Michael gibt es für jeden Gast die passende Tour. Besonders wichtig bei der Wahl der Klettertour sei jedoch die richtige Selbsteinschätzung. „Das ist ein Punkt, mit dem sich viele Leute sehr schwertun“, so der Bergführer. Auf seinen Touren habe Michael bereits Gäste erlebt, die sich selbst überschätzt hätten. Einige würden ihr Können zunächst auch unterschätzen: „Es ist ein großer Unterschied, ob man in der Halle Bouldern geht oder draußen im wilden Gelände eine Alpinroute klettert.“ Ebenso sei eine anspruchsvolle Wanderung nicht mit einem Klettersteig zu vergleichen. Michaels Ratschlag: „Man sollte sich langsam herantasten und nicht gleich mit der schwierigsten Tour beginnen.“

Als gute Einstiegsmöglichkeit in den Klettersport haben sich in der Region die Klettersteige am Ramsauer Sattelberg etabliert. Daneben bieten die Berg- und Skiführer in Schladming-Dachstein regelmäßig Klettersteigkurse an. Auch außerhalb von Kursen ist ein Bergführer keine schlechte Idee, um das alpine Know-How zu verbessern. „Wer nur einen Tag mit einem Bergführer unterwegs ist, kann schon einiges dazulernen“, sagt der 27-Jährige.

 

Portrait Michael Perhab | © René Eduard Perhab
Kletterer am Fels bei Sonnenuntergang | © René Eduard Perhab
Kletterer hängt am Seil in der Felswand | © René Eduard Perhab

„Viele wissen nicht, dass Schladming-Dachstein in Österreich eine der besten Regionen zum Klettern ist.“

Sowohl mit Gästen als auch privat ist Michael am liebsten im Dachsteingebirge unterwegs. „Der Dachstein ist zum Klettern wirklich gewaltig und es macht richtig viel Spaß, dort zu führen“, sagt der Bergführer. Schon 1843 wurde hier mit dem Randkluftsteig der erste Klettersteig seiner Art in den Ostalpen errichtet. Auch heute noch führt über dieselbe Route ein Klettersteig auf den 2995 Meter hohen Dachsteingipfel.

Michael besteigt als Bergführer regelmäßig über den Klettersteig das Dach der Steiermark. Schon das ein oder andere Mal hat er es dabei erlebt, dass bei seinen Gästen am Gipfel Tränen flossen: „Viele glauben, sie schaffen es nicht auf den Berg. Wir versuchen zu helfen, so gut es geht.“ Gelingt die Dachstein-Besteigung dann doch, sei das für die meisten ein besonders emotionales Erlebnis. Auch für Michael zählen Situationen wie diese zu den schönsten Momenten beim Bergführen.

Es ist aber nicht nur der Dachsteingipfel, sondern auch die Steilwand darunter, die Michaels Alpinistenherz höher schlagen lässt. Die 850 Meter hohe Dachstein-Südwand zählt zu den imposantesten Kletterwänden in den Ostalpen. 1909 eröffneten die beiden Ramsauer Brüder Georg „Irg“ und Franz Steiner mit dem „Steinerweg“ eine der berühmtesten Routen durch die Wand. Seither sind zahlreiche andere Kletterrouten dazugekommen. „In der Südwand hat man von 1000 Griffen nie denselben in der Hand. Das macht das Klettern hier drinnen so interessant“, sagt Michael.

Zwei Kletterer am Klettersteig zum Dachstein | © Mathäus Gartner
Eine Frau und ein Mann stehen in Kletterausrüstung am Gipfel und genießen die Aussicht. | © Mathäus Gartner
Eine Frau und ein Mann in Kletterausrüstung am Weg zum Dachsteingipfel | © Mathäus Gartner

„In der Südwand hat man von 1.000 Griffen nie denselben in der Hand. Das macht das Klettern hier drinnen so interessant.“

Die wohl größte alpinistische Herausforderung in der Dachstein-Südwand ist die sogenannte „Direttissima“. Die Kletterroute führt in nahezu gerader Linie durch die Wand auf den Dachsteingipfel. Dabei ist mit dem „Dach“ auch ein gewaltiger Überhang zu überwinden. Zahlreiche Bergsteiger und Kletterer sind an dem Vorhaben bereits gescheitert. 1967 gelang dem Alpinisten Leo Schlömmer gemeinsam mit Peter Perner, dem damaligen Hüttenwirt der Südwandhütte, die erste erfolgreiche Durchsteigung. Nur wenige haben es ihnen seither gleichgetan.

Selbst für erfahrene Kletterer wie Michael ist die Südwand-Direttissima ein „Mega-Projekt“. Dennoch hat es sich der 27-jährige fest vorgenommen, die Route ebenfalls zu bezwingen. „Das Dach ist echt steil und das hat mich gereizt“, sagt Michael. Im Vergleich zu seinen Vorgängern möchte er sogar noch einen Schritt weitergehen und die Direttissima im Freiklettern - also ohne Sturz und komplett aus eigener Kraft - schaffen. Kein einfaches Unterfangen. Laut Michael brauche es dafür einen guten Kopf, viel Zeit und die entsprechende Fitness. Auch die Wind- und Wetterbedingungen müssen beim Klettern stimmen. „Das ist das Schwierigste, dass alle Komponenten zusammenpassen“, so Michael.

Bereits im Sommer 2023 hat der Ramsauer seinen ersten Versuch gewagt und war gemeinsam mit seinem Kletterpartner Roman Mayerl, einem Bergführer aus Gröbming, in der Wand. Von Anfang war Michael neugierig gewesen, wie sich das Klettern in der Direttissima anfühlen würde. Als dann endlich der erste Durchsteigungsversuch anstand, hinterließ dieser einen bleibenden Eindruck bei ihm. Selbst Michael, der es gewohnt ist, in luftigen Höhen unterwegs zu sein, flößten der Überhang und der Abgrund darunter Respekt ein: „Es ist schon ein Erlebnis, wenn man da drinnen ist. Das ist nichts Alltägliches.“

Die Durchsteigung der Dirrettissima gelang Michael an diesem Tag nicht. Für den Ramsauer ist das aber kein Weltuntergang: „Das Klettern ist immer ein Auf und Ab. Mal hat man ein Hoch, weil man eine lässige Tour schafft. Dann ist man wieder ganz unten, weil etwas nicht funktioniert.“ Seine Motivation, die Südwand-Direttissima eines Tages erfolgreich zu klettern, ist unverändert hoch. Auch in diesem Sommer möchte er deshalb wieder in die Wand einsteigen. „Ich möchte mich aber nicht darauf versteifen. Wenn es aus irgendeinem Grund nicht passt, dann passt es nicht“, sagt er. Ohnehin würden für Michael weniger die Erfolge, sondern vielmehr die Momente - die guten wie auch die schlechten - den Reiz am Klettern ausmachen. „Gottseidank sind solche Momente wiederkehrend.“

Michaels Kletter-Tipps für Dich

  • Ausrüstung und Bekleidung: Wie bei allen anderen Unternehmungen in den Bergen ist auch auf Klettersteigen und Klettertouren die richtige Ausrüstung entscheidend. Neben der Kletter-Ausrüstung, die sich je nach Art der jeweiligen Tour (Klettersteig, Sportklettern, Alpinklettern, etc.) unterscheidet, gehören feste (idealerweise knöchelhohe) Bergschuhe, mehrere Lagen Kleidung zum Schutz vor Kälte, Wind und Regen sowie ein ausreichender Sonnenschutz wie auch Notfallausrüstung (z.B. Erste-Hilfe-Set) unbedingt in den Rucksack.
  • Körper und Geist: Touren sollten in Bezug auf Länge und technischem Anspruch unbedingt an das Können und die Kondition aller Gruppenmitglieder angepasst sein. Im Zweifelsfall sollte man lieber einfachere Touren unternehmen und sich dann langsam an die schwierigeren Kletter-Routen herantasten. Beim Klettern besonders wichtig ist auch die mentale Fitness. Treten Zweifel auf, sollte man die Tour lieber zu früh abbrechen, als zu spät.
  • Tourenplanung: Eine intensive Auseinandersetzung mit der geplanten Tour ist sowohl bei Klettersteigen als auch bei Kletter-Touren das A und O. Zu so gut wie allen Kletter-Routen und Klettersteigen gibt es im Internet und im Bergsporthandel sogenannte Topos, welche Schwierigkeit, Länge und Verlauf der Tour grafisch darstellen. Bei lokalen Bergführern lassen sich zudem gute Informationen über die aktuellen Tourenbedingungen einholen.
  • Wetter: Das Wetter ist bei Berg- und Klettertouren von besonderer Bedeutung. Am besten sollte man sowohl am Abend vor der Tour als auch am Morgen der Tour aktuelle Wetterinformationen einholen. Auch während der Tour sollte man regelmäßig Wetterbeobachtungen anstellen und entsprechende Entscheidungen treffen. Besondere Vorsicht gilt bei Gewittergefahr!
  •  Abgleich mit realen Bedingungen: Während der Tour sollte man immer wieder Vergleiche mit der Tourenplanung aufstellen: Stimmt die tatsächliche Route mit der ursprünglichen Planung überein? Ist die zeitliche Dauer für bestimmte Wegabschnitte noch im Rahmen? Hier gilt es, die Situation möglichst reflektiert zu betrachten und entsprechende Konsequenzen zu ziehen.
  • Tipps von Profis: Im Zweifelsfall sollte man immer auf Profis vertrauen und einen staatlich geprüften Berg- und Schiführer engagieren. Sie bieten Klettersteig- und Kletterkurse an und können unterwegs wertvolle Tipps zum Meistern sämtlicher alpinen Herausforderungen geben.

Schladming - Dachstein