Ein Rider mit Disziplin. Außergewöhnlichem Geschick. Mut und Fokus. Aber auch Engagement und Gefühl: Downhill-Hoffnung Andi Kolb ist viel mehr, als nur ein „wilder Hund“ am Bike! Mehr erfährst Du in unserem Blog:
Feuchte Wurzeln. Große Gaps. Geröll und loser Untergrund.
Geschwindigkeiten bis zu 70 km/h. Adrenalin pur. Ein Rad, mit komplett gesenktem Sattel, ist zwischen den engen Spitzkehren und hohen Hindernissen erkennbar. Zielsicher kämpft sich der Rider seinen Weg hinunter Richtung Talstation der Planai. Nach einem weiten Sprung bleibt er plötzlich stehen. Bringt sich selbst und das Bike in Sicherheit und greift zur Hosentasche: „Servus. Einen Moment ich muss kurz meinen Helm abnehmen“. Was sich anhört wie eine unrealistische Werbeszene, ist Tatsache: Österreichs große Downhill-Hoffnung Andi Kolb bleibt erreichbar. Für seine Fans. Für Kooperationspartner. Oder wie in diesem Beispiel für ein Interview mit Schladming-Dachstein. Denn obwohl es erfolgstechnisch für ihn in letzter Zeit steil bergauf ging und er mittlerweile den Europameister-Titel trägt, ist er stets am Boden geblieben. Meistens am Boden von stark verblockten Gelände. Mit Gegenanstiegen. Steilen Passagen und unzähligen Hindernissen. Denn dieser Boden ist ihm am liebsten. Zumindest wenn es um seine große Leidenschaft – das Downhillen – geht.
Adrenalin, Emotionen & Mentales
Jeans. Ein schwarzes Shirt. Und ein Cap vom Sponsor. Sowie ein paar Schrammen an den Oberarmen. Dazu eine große Portion Sympathie und Bodenständigkeit. Mit diesem „Outfit“ sitzt Andi Kolb wenige Tage nach dem Anruf beim Interview. Er nimmt einen Schluck vom Kräutertee: „Ich verzichte derzeit auf Kaffee. Aber ich bemerke keinen Unterschied“, erzählt der Sportler, lächelt und zieht dabei seinen Oberlippenbart in die Breite. Er wirkt ausgeglichen. Gut gelaunt und positiv eingestellt. Heute strahlen seine indigoblauen Augen ganz ohne den gewohnten Adrenalin-Kick am Trail. „Ich kann die aktuelle Situation tatsächlich genießen. Was ich derzeit erleben darf, steht in keiner Relation zu meiner vorherigen Tätigkeit. Deshalb versuche ich im Jetzt zu sein und alles, was passiert bewusst auszukosten.“ Jetzt ist es nämlich bald soweit: Es geht ab in die Schweiz, wo Andi auf den Weltmeister-Titel hofft: „Das wäre schon cool. Vor allem, weil mir die Strecke in Champèry liegt und ich hier auch den Europameister holte.“
“ Der Mountainbiker in der Disziplin Downhill hat den internationalen Durchbruch 2022 geschafft und wurde in den vergangen vier Jahren bei Atherton Racing zu einem der besten Downhiller im Weltcup. 2023 feierte er den Vizemeister sowie seinen ersten Weltcupsieg – noch dazu in Leogang. Zum „Drüberstreuen“ folgt 2024 der EM-Titel. Und damit wird er in den Medien als „Österreichs schnellster Mann am Downhillrad“ oder als „Downhill-Hoffnung“ bezeichnet. „Das freut mich natürlich. Druck erzeugt es keinen in mir. Wobei ich mit Druck sehr gut umgehen kann“, so der 29-jährige, der vor kurzem zum YT Mob wechselte: „Der Wechsel stand schon vor zwei Jahren im Raum. Ich freue mich sehr. Auf das Material. Auf eine stärkere Team-Performance. Und auf das Zwischenmenschliche. Die Chemie passt einfach perfekt. Und das ist sehr wichtig für mich“, so Kolb, der sich selbst als Gefühlsmensch bezeichnet: „Manchmal bin ich für meinen Geschmack zu emotional“, dabei macht ihn diese Eigenschaft äußerst sympathisch und erhöht dein Beliebtheitsfaktor bei den Fans.
Nicht umsonst ist Kolb mittlerweile Podiumsstammgast und einer der Fan-Lieblinge im Weltcupzirkus. Und andererseits müsste diese Eigenschaft doch auch beim Visualisieren von Zielen hilfreich sein, oder nicht?
„Das ist in der Tat so. Beim Mentaltraining muss man Zukunftsvisionen wie zum Beispiel einen Sieg immer mit einer Emotion verknüpfen. Sonst kann das Unterbewusstsein nichts damit anfangen“. Neben dem klassischen Training am Rad und in der Kraftkammer ist für Andi Kolb der Fokus auf seine Gedanken und seine innere Einstellung sehr wichtig geworden. Mit seiner Mentaltrainerin trifft er sich regelmäßig, um verschiedenste Techniken zu trainieren oder diverse Rituale vor dem Start zu verfeinern. „Ich gehe die Strecke gedanklich durch und versuche sie mir ins kleinste Detail vors innere Auge zu holen. Dann setze ich mich auf die Walze oder jongliere. Dieses Aufwärmprozedere mach ich bis etwa drei Minuten vorm Start“. Genauso bespricht Andi im Mentaltraining belastende Themen: „Der Kopf muss einfach frei sein. Jegliche Ablenkung stört beim Rennen“. Und wie kommt der Steirer zu seiner so wichtigen Klarheit? „Am besten gelingt mir das tatsächlich Zuhause. Ich bin stark mit der Region verwurzelt. Früher dachte ich immer, ich könnte überall auf der Erde wohnen und leben. Heute weiß ich definitiv, dass ich nicht mehr von hier wegziehe. Ich schätze meine Heimat mit den Bergen, der Natur und dieser hohen Lebensqualität viel zu sehr“, betont Andi und muss Schmunzeln, dass er jetzt schon von „früher“ erzählt. „Gewisse Dinge erkennt man erst mit der Zeit. Das viele Reisen und die Erfahrungen haben meinen Horizont erweitert und mir gezeigt, wie wichtig meine Wurzeln sind.“
Wurzeln, Nachwuchs & Bike-Destination
Seine Wurzeln findet man im Wohnort Assach. Wo seine Eltern auch meist vom heimischen Sofa aus mitfiebern, wenn sich Andi einer der vielen Downhillstrecken dieser Erde hinunterschmeißt. „Mein Vater kann weniger gut hinschauen, als meine Mutter. Er hält scheinbar vom Start bis zur Zieleinfahrt den Atem an“, witzelt Andi und fügt hinzu: „Von ihm habe ich vermutlich auch die sensible Seite.“ Also ein Spitzensportler mit viel Gefühl. Und Hirn. Denn Andi schweben einige Ideen vor: „Ich möchte Kindern diese Sportart näherbringen und damit vielleicht den Stellenwert vom Mountainbiken erhöhen. Mein Wunsch ist es, den Downhillsport zu pushen. Es kann doch nicht sein, dass kein Nachwuchs aus der Region kommt?“, betont Andi und zuckt die Schultern. Für die Branche selbst wünscht er sich, dass das Reglement so frei bleibt, wie es derzeit ist. „Genau das liebe ich an dieser Sportart. Sie ist so abwechslungsreich und unberechenbar. Gerade das macht die Downhill-Disziplin so interessant für mich. Mir wird bei monotonen Abläufen nämlich schnell langweilig“, gibt Andi zu und muss über sich selbst lachen. Generell ist für ihn regional gesehen in den letzten Jahren sehr viel Positives im Bezug auf die Radsportszene entstanden und seiner Meinung nach fehlt es der Region Schladming-Dachstein an nichts, um eine beliebte Bike-Destination zu bleiben. Im Grunde kann hier die ganze Familie zum Radfahren kommen. Ein besonderes Highlight ergänzt ab diesem Sommer das Angebot in der Region:
Der Singletrack Haus-Aich mit Rätselrallye für Kids. Hier wartet ein spannendes Abenteuer mit drei unterschiedlichen Loops gemeinsam mit Madame Flow, Jumper und Dr. Drop sowie Rätelsaufgaben für alle Altersgruppen und Schwierigkeitsgrade.